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Warum TeamTarantula auf Wildfänge verzichtet:
Für gesunde Spinnen und eine nachhaltige Terraristik

Als jemand, der Vogelspinnen seit Jahren züchtet und ihre faszinierenden Verhaltensweisen, Muster und die ruhige Eleganz in ihrem natürlichen Rhythmus schätzt, spreche ich aus tiefer Verbundenheit mit diesen Tieren. Es geht hier nicht um Moralpredigten, sondern um die einfache Wahrheit: Wildfänge belasten die Spinnen und ihre Heimat unnötig.

 

Die Universalausrede: Klar, unser Hobby basiert auf den ersten legalen oder illegalen Wildfängen, die die Vielfalt ermöglicht haben – ohne sie gäbe es keine der vielen Arten, die heute gezüchtet werden. Aber das darf keine Ausrede sein, um damit weiterzumachen. Genau deswegen ist es Zeit, den Kreis zu schließen: Moderne Nachzuchten liefern gesunde Jungtiere, die bis zu 50 % robuster sind und ohne den ökologischen Footprint auskommen. Indem wir uns auf seriöse Züchter konzentrieren, ehren wir die Natur und geben den Wildbeständen eine Chance. Lass mich das, mit ein paar harten Fakten, die ich gründlich recherchiert habe – inklusive aktueller Beispiele aus diesem Jahr und Aussagen von Tierschutzorganisationen, erklären.

Wild gefangene Vogelspinnen werden brutal aus ihrem Habitat gerissen – aus Burgen im Boden oder Laubhaufen in tropischen Wäldern und Halbwüsten. Der ewig lange Transport in engen Plastikdosen oder Kisten führt zu extremem Stress, der das Immunsystem schwächt. Viele tragen Parasiten oder Erreger mit sich, die in der Wildnis harmlos sind, aber im Handel zu schweren Infektionen werden. Studien zu exotischen Tieren im Pet-Trade zeigen, dass bis zu 75 % der wild gefangenen Wirbellosen – darunter Arachniden wie Spinnen – während des Transports oder kurz danach sterben, oft durch Dehydration, Verletzungen oder Stress-induzierte Krankheiten. Für Vogelspinnen ist das ein harter Einschnitt: Die meisten erreichen das Terrarium gar nicht lebend, und die Überlebenden haben eine verkürzte Lebenserwartung, weil sie sich schlechter an künstliche Bedingungen anpassen können.

Noch schmerzhafter ist der Impact auf die Wildpopulationen. Der illegale Handel mit exotischen Spinnen umfasst über 1.200 Arten, von denen gut zwei Drittel (ca. 66 %) Wildfänge sind – bei manchen Gattungen wie Grammostola sogar 89 %. In Regionen wie Indien, Sri Lanka oder Latein- & Südamerika, wo viele Arten endemisch sind (Eine Tierart ist endemisch, wenn sie ausschließlich in einem begrenzten Gebiet vorkommt), führt das zu dramatischen Rückgängen: Bei bedrohten Poecilotheria-Arten beträgt die Mortalitätsrate vor der Geschlechtsreife über 50 %, und mit nur 100 Eiern pro Jahr pro Weibchen erholen sich Populationen kaum von Überfang. Beispiele wie der Schmuggel von über 230 Spinnen aus Kolumbien in einem Koffer (2021) oder Hunderte aus Peru am Körper befestigt (2024) zeigen, wie der Boom des Online-Handels – der seit 2015 um das Sechsfache gestiegen ist – ganze Ökosysteme destabilisiert. Diese Spinnen sind keine bloßen Insektenfresser; sie kontrollieren Schädlinge und sind Beute für Vögel und Säugetiere – ihr Fehlen wirkt sich auf die gesamte Kette aus.

Ein trauriges aktuelles Beispiel: Im Juli 2025 stoppte der Zoll am Flughafen Köln/Bonn einen illegalen Import von rund 1.500 jungen Vogelspinnen aus Vietnam nach NRW ins Sauerland. Die Tiere waren in kleinen Dosen versteckt, getarnt als Kekslieferung – die meisten starben während des Transports durch die unmenschlichen Bedingungen. Gegen den in der Szene bekannten Empfänger (Onlineshop immer noch aktiv) läuft ein Strafverfahren wegen Tierschutzverstößen und Schmuggel aus reiner Profitgier. Solche Fälle zeigen, wie der illegale Handel nicht nur Tiere quält, sondern auch von organisierten Netzwerken angetrieben wird.

Leider sind einige Züchter bis heute in diesem illegalen Kreislauf verstrickt – und es wird sehr oft toleriert, z.B. in öffentlichen Whatsapp-Gruppen, wo die Tiere direkt zum Verkauf angeboten werden. In Deutschland und Europa tauschen sie sich in diversen Gruppen auf Social Media aus, um Wildfänge völlig indiskret zu handeln, ohne dass Behörden schnell eingreifen können. Ähnlich wie beim Welpenhandel, wo Netzwerke über Chat-Apps operieren, floriert das in der Terraristik-Community, weil Kontrollen lückenhaft sind und der Profit lockt. Tierschutzorganisationen wie Pro Wildlife warnen davor: „Der internationale Wildtierhandel ist nicht nur ein Tierschutzproblem, sondern bedroht auch die Artenvielfalt. Strenge Auflagen für Tierbörsen u.a. Ausschließen gewerblicher Händler, Verkaufsverbot für Wildfänge“ sind dringend nötig. PETA Deutschland betont: „Während bis zu 75 Prozent der Exoten – viele von ihnen Wildfänge aus dem Regenwald oder den Savannen – bereits beim Transport sterben, sind die überlebenden Tiere oftmals stark geschwächt und können als Überträger von Zoonosen ein großes Risiko darstellen.“ (Anmerkung von TT: Zoonosen sind Infektionskrankheiten, die zwischen Mensch und Tier übertragen werden können, entweder von Tier zu Mensch oder umgekehrt). Der Deutsche Tierschutzbund (DTB) fordert: „Der Handel mit Tieren aller Art muss auch umfassender geregelt und dementsprechend eingedämmt werden, um Tierleid zu verhindern.“ Und NABU unterstreicht den globalen Umfang: „Die Wilderei und der illegale Handel mit Wildtierprodukten sind längst zu einem organisierten, skrupellosen Geschäft geworden, mit dem jedes Jahr weltweit mehr als 19 Milliarden US-Dollar umgesetzt werden.“

 

Aus Liebe zu diesen stillen Wächtern der Wälder und Wüsten: Lasst uns Nachzuchten wählen und die Wildnis intakt lassen.

Mehr über unseren Weg findet man in unserem Ethik-Kodex und warum wir Börsen meiden genau HIER.

Quellen

  1. Sterberate im Transport (bis 75 %): National Geographic (2021): Exotic pets mortality. Link

  2. Wildfänge-Anteil (ca. 66 % bei Spinnen, 89 % bei Grammostola): Frontiers in Arachnid Science (2023): Arachnid trade trends. Link

  3. Poecilotheria-Mortalität (>50 %): IUCN Red List & Federal Register (2018): Endangered status. Link

  4. Schmuggel-Beispiele: BBC/CNN (2024): Peru 320 Tarantulas; Fox News (2025): Vietnam 1.500 in Kuchen. Peru-Link; Vietnam-Link

  5. Zitate Tierschutz: PETA (2023): Transport-Sterberate 72 %; Pro Wildlife (2023): Wildtierhandel-Bedrohung; DTB (2023): Handel eingedämmen; NABU: 19 Mrd. USD global. PETA-Link; Pro Wildlife-Link

  6. Nachzucht robuster (bis 50 %): Eigene Erfahrung, Arachnoboards/Reddit (2016/2025): Weniger Parasiten bei CB. Link

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